TRIGGERWARNUNG - Thema Suizid
Als ich den Song "Die Sonne scheint" das erste Mal gehört habe, saß ich im Fernbus. Ich konnte die Tränen schon beim ersten Refrain nicht mehr zurückhalten. Und das, obwohl ich meine Gefühle eigentlich immer ganz gut im Griff habe und nur selten in der Öffentlichkeit zeige. Doch der Song hat eine Wunde aufgerissen. Ich kann nicht sagen, dass sie bereits verheilt war, ich habe sie eigentlich nur lange ignoriert.
Vor etwa 10 Monaten habe ich einen wichtigen Menschen durch Suizid verloren. Der Schmerz, den ich empfand als die Nachricht mich erreichte, habe ich in einer kleinen Geschichte versucht zu verarbeiten. Ich traue mich nicht diesen Text mit meiner Familien oder mit engen Freunden zu teilen, da ich nicht möchte, dass sie sich Sorgen um mich machen und ich Angst habe, dass meine Gefühle als unnötig abgetan werden könnten. Auch hier fällt es mir nicht leicht, aber ich habe das Gefühl ihn mit euch teilen zu können ohne Angst vor Verurteilung oder Unverständnis haben zu müssen.
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Die Perspektive der Schuld
Wir sprachen über das Leben, den Tod, Zukunftsperspektiven und der Suche nach dem Sinn. Er hörte aufmerksam zu, lachte und ließ seinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf. Es fühlte sich so an, als hätte ich ihn dazu gebracht umzudenken. Als ob alles wieder gut werden würde.
Ich hatte die Nacht damit verbracht mich drüber zu informieren, wie man Menschen mit Suizidgedanken helfen kann und mir vorgenommen ihn am Tag darauf anzurufen.
Am nächsten Abend realisierte ich mit Schmerzen, dass ich es nicht getan hatte. Der Tag war so ausgelastet und arbeitsreich, ich hatte kaum Zeit nachzudenken. Sollte ich von diesem warmen, bequemen Bett aufstehen und ihn anrufen oder sollte ich einfach morgen mit ihm sprechen?
Ich blieb im Bett.
Es ist 7:11 Uhr, mein Handy blinkt und vibriert neben mir im Bett. Als ich abnehme, höre ich nichts. Dann schluchzt sie meinen Namen. Es ist ein beängstigendes Geräusch, noch nie hatte jemand meinen Namen so ausgesprochen. Das Adrenalin macht mich hellwach, ein Stick in der Brust nimmt mir den Atem. Als sie anfängt zu sprechen wird mir schnell klar, dass ich überhaupt nicht zuhören will. Ich halte das Handy weit weg von meinem Ohr und schreie, dass sie still sein soll. Ich brülle sie solle es mir nicht erzählen, denn solange ich die Wahrheit nicht höre, kann ich noch etwas länger in dieser Welt existieren. In der Welt, in der es ihm gut geht.
Sie erzählt mir, er habe sich heute Morgen erhängt. Voller Entsetzen wird mir klar, dass ich ihn gestern hätte anrufen sollen. Aber das hatte ich nicht getan. Er hatte mich gewarnt. Die Schuldgefühle ersticken mich. Sie sind dunkel und unaussprechlich. Ich dachte, ich hätte mehr Zeit. Die Schuld fühlt sich an wie eine dunkle Hand, die sich einen Weg hinunter in meinen Rachen bahnt und meinen Körper mit Dunkelheit füllt. Sie sagt immer und immer wieder dasselbe: "Du hättest anrufen soll."
Die Vorstellung seines Körpers, wie er an einem Ast baumelt, dreht mir den Magen um. Ich möchte wissen wie lange es dauerte, bis er das Bewusstsein verlor, ob es weh tat und wie er es gemacht hat. Ich verbringe Stunden in Suizid-Foren.
Dann weine ich. Ich weine so, wie man weint, wenn man alleine ist und die Trauer so viel größer erscheint als man selbst.
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Seit einigen Wochen sind sie wieder da, die Schuldgefühle. Ich hatte es lange geschafft sie zu verdrängen, jetzt holen sie mich wieder ein. Ich kann mir noch so oft sagen, dass ich nicht Schuld bin....es fühlt sich anders an.
Ich weiß, es ist schwierig mir hier zu helfen, da ich das wahrscheinlich nur selbst kann. Aber vielleicht gibt es ja unter euch jemanden, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat und sich mit mir austauschen möchte. Ich wäre sehr dankbar für eine Stimme aus einer anderen Perspektive als die der Schuld.
Als ich den Song "Die Sonne scheint" das erste Mal gehört habe, saß ich im Fernbus. Ich konnte die Tränen schon beim ersten Refrain nicht mehr zurückhalten. Und das, obwohl ich meine Gefühle eigentlich immer ganz gut im Griff habe und nur selten in der Öffentlichkeit zeige. Doch der Song hat eine Wunde aufgerissen. Ich kann nicht sagen, dass sie bereits verheilt war, ich habe sie eigentlich nur lange ignoriert.
Vor etwa 10 Monaten habe ich einen wichtigen Menschen durch Suizid verloren. Der Schmerz, den ich empfand als die Nachricht mich erreichte, habe ich in einer kleinen Geschichte versucht zu verarbeiten. Ich traue mich nicht diesen Text mit meiner Familien oder mit engen Freunden zu teilen, da ich nicht möchte, dass sie sich Sorgen um mich machen und ich Angst habe, dass meine Gefühle als unnötig abgetan werden könnten. Auch hier fällt es mir nicht leicht, aber ich habe das Gefühl ihn mit euch teilen zu können ohne Angst vor Verurteilung oder Unverständnis haben zu müssen.
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Die Perspektive der Schuld
Wir sprachen über das Leben, den Tod, Zukunftsperspektiven und der Suche nach dem Sinn. Er hörte aufmerksam zu, lachte und ließ seinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf. Es fühlte sich so an, als hätte ich ihn dazu gebracht umzudenken. Als ob alles wieder gut werden würde.
Ich hatte die Nacht damit verbracht mich drüber zu informieren, wie man Menschen mit Suizidgedanken helfen kann und mir vorgenommen ihn am Tag darauf anzurufen.
Am nächsten Abend realisierte ich mit Schmerzen, dass ich es nicht getan hatte. Der Tag war so ausgelastet und arbeitsreich, ich hatte kaum Zeit nachzudenken. Sollte ich von diesem warmen, bequemen Bett aufstehen und ihn anrufen oder sollte ich einfach morgen mit ihm sprechen?
Ich blieb im Bett.
Es ist 7:11 Uhr, mein Handy blinkt und vibriert neben mir im Bett. Als ich abnehme, höre ich nichts. Dann schluchzt sie meinen Namen. Es ist ein beängstigendes Geräusch, noch nie hatte jemand meinen Namen so ausgesprochen. Das Adrenalin macht mich hellwach, ein Stick in der Brust nimmt mir den Atem. Als sie anfängt zu sprechen wird mir schnell klar, dass ich überhaupt nicht zuhören will. Ich halte das Handy weit weg von meinem Ohr und schreie, dass sie still sein soll. Ich brülle sie solle es mir nicht erzählen, denn solange ich die Wahrheit nicht höre, kann ich noch etwas länger in dieser Welt existieren. In der Welt, in der es ihm gut geht.
Sie erzählt mir, er habe sich heute Morgen erhängt. Voller Entsetzen wird mir klar, dass ich ihn gestern hätte anrufen sollen. Aber das hatte ich nicht getan. Er hatte mich gewarnt. Die Schuldgefühle ersticken mich. Sie sind dunkel und unaussprechlich. Ich dachte, ich hätte mehr Zeit. Die Schuld fühlt sich an wie eine dunkle Hand, die sich einen Weg hinunter in meinen Rachen bahnt und meinen Körper mit Dunkelheit füllt. Sie sagt immer und immer wieder dasselbe: "Du hättest anrufen soll."
Die Vorstellung seines Körpers, wie er an einem Ast baumelt, dreht mir den Magen um. Ich möchte wissen wie lange es dauerte, bis er das Bewusstsein verlor, ob es weh tat und wie er es gemacht hat. Ich verbringe Stunden in Suizid-Foren.
Dann weine ich. Ich weine so, wie man weint, wenn man alleine ist und die Trauer so viel größer erscheint als man selbst.
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Seit einigen Wochen sind sie wieder da, die Schuldgefühle. Ich hatte es lange geschafft sie zu verdrängen, jetzt holen sie mich wieder ein. Ich kann mir noch so oft sagen, dass ich nicht Schuld bin....es fühlt sich anders an.
Ich weiß, es ist schwierig mir hier zu helfen, da ich das wahrscheinlich nur selbst kann. Aber vielleicht gibt es ja unter euch jemanden, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat und sich mit mir austauschen möchte. Ich wäre sehr dankbar für eine Stimme aus einer anderen Perspektive als die der Schuld.