Achtung, Luxus-Probleme!
Ich komme mir unglaublich lächerlich vor, wie ich das hier so schreibe, darum tue ich es auch anonym. Eigentlich komme ich mir immer lächerlich vor, wenn ich über meine Probleme rede, da ich sie bisher selbst nicht so ernst genommen habe. Aber sie zerfressen mich innerlich. Reden war ohnehin noch nie so mein Ding, deshalb bin ich ganz froh, mich hier schriftlich ausheulen zu können.
Nachdem, was ich hier schon alles gelesen habe, kommen mir meine Probleme und Sorgen noch lächerlicher vor (ihr werdet gleich merken warum), aber ich muss es mir jetzt einfach von der Seele schreiben.
Ich hatte die beste Kindheit, die man sich vorstellen kann. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, geborgen und sicher. Meine Eltern sind die besten, die man sich wünschen kann. Sie lieben mich und meine Schwester abgöttisch und würden alles für uns tun, es ist eigentlich schon fast zu schön. Ich bin so dankbar dafür. Ich habe mein Abitur 2009 gemacht, nicht besonders gut, aber bestanden ist bestanden. In der Schule hatte ich wenige „nützliche Bekanntschaften“, keine Freunde. Ich war nicht unbeliebt, eher unsichtbar, ruhig und extrem schüchtern. Die Lehrer haben mich oft genug fertig gemacht, weil ich mich nicht am Unterricht beteiligt habe und die meiste Zeit nur still in der Ecke saß. Sie glaubten ich sei dumm und ich glaubte das irgendwann auch. Nach dem Abi wollte ich nur noch weg. Ich reiste für 4 Monate nach Guatemala um mich sozial zu engagieren und, naja, zu mir selbst zu finden, denke ich. Diese Zeit tat mir unglaublich gut. Meine Familie konnte nicht verstehen, warum ich das brauchte, warum ich unbedingt weg wollte und dann auch noch so weit.
Zurück in DE begann ich ein BWL-Studium, denn aus dem Kind sollte ja etwas werden. Ich biss mich durch fast 4 Semester, ich hasste jeden einzelnen Moment. Unter meinen Kommilitonen fand ich jedoch endlich Freunde mit denen ich sogar heute noch Kontakt habe. Meine Eltern waren stolz darauf, dass ihre Tochter studierte und betonten das oft genug bei Freunden und Familie. Die einzige, die unglücklich über ihr Studium war, war ich. Oft genug saß ich spätnachts weinend über meinen Unterlagen und verstand nur Bahnhof. Die Lehrer am Gymnasium hatten Recht, ich war dumm. Mitte des vierten Semesters hielt ich es nicht mehr aus. Ich wusste, ich würde meine Eltern, meine Freunde (und vor allem auch mich) unglaublich enttäuschen, aber ich hatte keine Wahl, es machte mich kaputt. Nach mehreren Nervenzusammenbrüchen und regelmäßiger Selbstverletzung, brach ich ab. Ich hatte es nicht geschafft, ich war zu dumm um zu studieren und was noch viel schlimmer war: ich hatte aufgegeben. Ich war kein Versager, schlimmer noch, ich war ein Aufgeber. Ich fiel in ein tiefes Loch aus Selbstmitleid, Selbstverletzung und Selbstzweifel. Das war auch die Zeit, in der sich die Dämonen in meinen Kopf das erste Mal meldeten.
Doch ich rappelte mich auf und absolvierte eine Ausbildung, die mir sehr viel Spaß machte und die ich mit Auszeichnung abschloss. Ganz so dumm war ich also nicht. Am Ende meiner Ausbildung bot mein Chef mir eine unbefristete Stelle im Betrieb an. Ich lehnte ab. Warum? Eine unbefristete Stelle, gut bezahlt, noch dazu in der Nähe der Familie, wie dumm von dir! Das habe ich nicht nur einmal gehört und gedacht. Aber ich konnte nicht. Ich weiß nicht warum. Ich weiß nur, dass ich nicht glücklich geworden wäre. Ich wollte mehr vom Leben als dieser Job mir hätte geben können. Das klingt unglaublich arrogant, ich weiß. Und schon hatte ich meine Eltern wieder enttäuscht. Und schon war meine Dummheit wieder bestätigt.
Ich schrieb mich für ein Studium ein. Abermals. Diesmal allerdings ein geisteswissenschaftliches, eines das mich wirklich interessierte. Ich zog in eine andere Stadt, suchte mir dort einen Teilzeitjob und finanziere so seit zwei Jahren mein Studium. Der Job und das Studium, beides läuft gut und macht Spaß (meistens jedenfalls). Trotzdem bin ich unglücklich. Freunde habe ich keine hier. Die meiste Zeit sitze ich über meinen Büchern und lerne oder ich bin bei der Arbeit (zugegeben, viel Zeit ist dazwischen auch nicht). Ich wohne alleine, ich esse alleine, ich schlafe alleine, manchmal rede ich sogar mit mir selbst. Ich habe versucht Freunde zu finden hier, vor allem in der Uni, aber ich habe das Gefühl nirgends reinzupassen. Die Dämonen in meinem Kopf machen es mir unmöglich, Menschen näher kennenzulernen. Sobald ich eine Freundschaft schließe, sobald der Kontakt häufiger und die Gespräche persönlicher werden, melden sich die Dämonen zu Wort und machen mich unpässlich. Ich schließe mich dann oft wochenlang ein. Verlasse mein Zimmer nur um zur Uni oder zur Arbeit zu gehen. Bekannten/Freunden gehe ich aus dem Weg, ich kann sie dann einfach nicht ertragen. Ich kann mich selbst dann nicht ertragen und ich weiß nicht wie ich ihnen das erklären soll. Sie deuten das dann oft als Abweisung. Dabei will ich mit ihnen befreundet sein, will mit ihnen reden und lachen, ich kann es nur einfach nicht.
Ich sehne mich so sehr nach Liebe, Zuneigung und Freundschaft. Ich kann es nur nicht. Lächerlich, eigentlich. Ich bin so privilegiert aufgewachsen, ich hatte eine wunderbare Kindheit und habe eine Familie auf die ich mich verlassen kann, aber… ja, aber was eigentlich? Ich bin 27, einen Freund hatte ich noch nie. Ich habe nicht nur das Gefühl, dass ich eine Beziehung nicht ertragen könnte, sondern auch den Eindruck als würde es ohnehin niemand aushalten mich zu lieben. Ich bin einfach zu kompliziert. Ich stoße jeden von mir aus Angst ihn mit meinen Fehlern zu enttäuschen. Hinzu kommt, dass Bekannte und Freunde meiner Familie, die in meinem Alter sind gerade anfangen eigene Familien zu gründen. Heiraten, Kinder kriegen, Haus bauen, all das ist für mich so unerreichbar weit weg. Ich weiß, dass meine Eltern sich über Enkel oder zumindest einmal einen Schwiegersohn freuen würden. Sie sagen es nie, aber ich spüre es. Ich weiß aber noch nicht mal ob ich das selber will. Ich beneide diese Menschen nur um ihre Klarheit. Sie wissen was sie wollen und vor allem: sie haben eine Zukunft, eine sinnerfüllte Zukunft vor sich. Meine Eltern hätten einen netten Schwiegersohn und süße Enkel verdient, aber ich kann sie ihnen nicht geben. Ich fühle mich in dieser Hinsicht unglaublich nutzlos.
Ich weiß, gemessen an den Schicksalen, die ich hier schon gelesen habe, ist das alles super lächerlich. Aber all das hat mich hierher geführt. Ich komme mit dieser Leistungsgesellschaft nicht klar. Ich schaffe es nicht mehr zu lächeln und zu nicken, wenn mich jemand für dumm verkauft. Ich kann nicht mehr „funktionieren“. Momentan befinde ich mich wieder ganz weit unten, die Dämonen sind so laut und wild wie lange nicht. Dabei steht doch die Prüfungsphase bevor und ich muss bestehen. Der Druck fühlt sich so intensiv an, dass ich wieder angefangen habe mich selbst zu verletzen. Ich will das ja alles! Oder? Oder was will ich eigentlich? Meine Ruhe vor mir selbst, wäre ja schon mal nicht schlecht gerade.
Gott, hat das gut getan das hier aufzuschreiben. Danke.
Ich komme mir unglaublich lächerlich vor, wie ich das hier so schreibe, darum tue ich es auch anonym. Eigentlich komme ich mir immer lächerlich vor, wenn ich über meine Probleme rede, da ich sie bisher selbst nicht so ernst genommen habe. Aber sie zerfressen mich innerlich. Reden war ohnehin noch nie so mein Ding, deshalb bin ich ganz froh, mich hier schriftlich ausheulen zu können.
Nachdem, was ich hier schon alles gelesen habe, kommen mir meine Probleme und Sorgen noch lächerlicher vor (ihr werdet gleich merken warum), aber ich muss es mir jetzt einfach von der Seele schreiben.
Ich hatte die beste Kindheit, die man sich vorstellen kann. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, geborgen und sicher. Meine Eltern sind die besten, die man sich wünschen kann. Sie lieben mich und meine Schwester abgöttisch und würden alles für uns tun, es ist eigentlich schon fast zu schön. Ich bin so dankbar dafür. Ich habe mein Abitur 2009 gemacht, nicht besonders gut, aber bestanden ist bestanden. In der Schule hatte ich wenige „nützliche Bekanntschaften“, keine Freunde. Ich war nicht unbeliebt, eher unsichtbar, ruhig und extrem schüchtern. Die Lehrer haben mich oft genug fertig gemacht, weil ich mich nicht am Unterricht beteiligt habe und die meiste Zeit nur still in der Ecke saß. Sie glaubten ich sei dumm und ich glaubte das irgendwann auch. Nach dem Abi wollte ich nur noch weg. Ich reiste für 4 Monate nach Guatemala um mich sozial zu engagieren und, naja, zu mir selbst zu finden, denke ich. Diese Zeit tat mir unglaublich gut. Meine Familie konnte nicht verstehen, warum ich das brauchte, warum ich unbedingt weg wollte und dann auch noch so weit.
Zurück in DE begann ich ein BWL-Studium, denn aus dem Kind sollte ja etwas werden. Ich biss mich durch fast 4 Semester, ich hasste jeden einzelnen Moment. Unter meinen Kommilitonen fand ich jedoch endlich Freunde mit denen ich sogar heute noch Kontakt habe. Meine Eltern waren stolz darauf, dass ihre Tochter studierte und betonten das oft genug bei Freunden und Familie. Die einzige, die unglücklich über ihr Studium war, war ich. Oft genug saß ich spätnachts weinend über meinen Unterlagen und verstand nur Bahnhof. Die Lehrer am Gymnasium hatten Recht, ich war dumm. Mitte des vierten Semesters hielt ich es nicht mehr aus. Ich wusste, ich würde meine Eltern, meine Freunde (und vor allem auch mich) unglaublich enttäuschen, aber ich hatte keine Wahl, es machte mich kaputt. Nach mehreren Nervenzusammenbrüchen und regelmäßiger Selbstverletzung, brach ich ab. Ich hatte es nicht geschafft, ich war zu dumm um zu studieren und was noch viel schlimmer war: ich hatte aufgegeben. Ich war kein Versager, schlimmer noch, ich war ein Aufgeber. Ich fiel in ein tiefes Loch aus Selbstmitleid, Selbstverletzung und Selbstzweifel. Das war auch die Zeit, in der sich die Dämonen in meinen Kopf das erste Mal meldeten.
Doch ich rappelte mich auf und absolvierte eine Ausbildung, die mir sehr viel Spaß machte und die ich mit Auszeichnung abschloss. Ganz so dumm war ich also nicht. Am Ende meiner Ausbildung bot mein Chef mir eine unbefristete Stelle im Betrieb an. Ich lehnte ab. Warum? Eine unbefristete Stelle, gut bezahlt, noch dazu in der Nähe der Familie, wie dumm von dir! Das habe ich nicht nur einmal gehört und gedacht. Aber ich konnte nicht. Ich weiß nicht warum. Ich weiß nur, dass ich nicht glücklich geworden wäre. Ich wollte mehr vom Leben als dieser Job mir hätte geben können. Das klingt unglaublich arrogant, ich weiß. Und schon hatte ich meine Eltern wieder enttäuscht. Und schon war meine Dummheit wieder bestätigt.
Ich schrieb mich für ein Studium ein. Abermals. Diesmal allerdings ein geisteswissenschaftliches, eines das mich wirklich interessierte. Ich zog in eine andere Stadt, suchte mir dort einen Teilzeitjob und finanziere so seit zwei Jahren mein Studium. Der Job und das Studium, beides läuft gut und macht Spaß (meistens jedenfalls). Trotzdem bin ich unglücklich. Freunde habe ich keine hier. Die meiste Zeit sitze ich über meinen Büchern und lerne oder ich bin bei der Arbeit (zugegeben, viel Zeit ist dazwischen auch nicht). Ich wohne alleine, ich esse alleine, ich schlafe alleine, manchmal rede ich sogar mit mir selbst. Ich habe versucht Freunde zu finden hier, vor allem in der Uni, aber ich habe das Gefühl nirgends reinzupassen. Die Dämonen in meinem Kopf machen es mir unmöglich, Menschen näher kennenzulernen. Sobald ich eine Freundschaft schließe, sobald der Kontakt häufiger und die Gespräche persönlicher werden, melden sich die Dämonen zu Wort und machen mich unpässlich. Ich schließe mich dann oft wochenlang ein. Verlasse mein Zimmer nur um zur Uni oder zur Arbeit zu gehen. Bekannten/Freunden gehe ich aus dem Weg, ich kann sie dann einfach nicht ertragen. Ich kann mich selbst dann nicht ertragen und ich weiß nicht wie ich ihnen das erklären soll. Sie deuten das dann oft als Abweisung. Dabei will ich mit ihnen befreundet sein, will mit ihnen reden und lachen, ich kann es nur einfach nicht.
Ich sehne mich so sehr nach Liebe, Zuneigung und Freundschaft. Ich kann es nur nicht. Lächerlich, eigentlich. Ich bin so privilegiert aufgewachsen, ich hatte eine wunderbare Kindheit und habe eine Familie auf die ich mich verlassen kann, aber… ja, aber was eigentlich? Ich bin 27, einen Freund hatte ich noch nie. Ich habe nicht nur das Gefühl, dass ich eine Beziehung nicht ertragen könnte, sondern auch den Eindruck als würde es ohnehin niemand aushalten mich zu lieben. Ich bin einfach zu kompliziert. Ich stoße jeden von mir aus Angst ihn mit meinen Fehlern zu enttäuschen. Hinzu kommt, dass Bekannte und Freunde meiner Familie, die in meinem Alter sind gerade anfangen eigene Familien zu gründen. Heiraten, Kinder kriegen, Haus bauen, all das ist für mich so unerreichbar weit weg. Ich weiß, dass meine Eltern sich über Enkel oder zumindest einmal einen Schwiegersohn freuen würden. Sie sagen es nie, aber ich spüre es. Ich weiß aber noch nicht mal ob ich das selber will. Ich beneide diese Menschen nur um ihre Klarheit. Sie wissen was sie wollen und vor allem: sie haben eine Zukunft, eine sinnerfüllte Zukunft vor sich. Meine Eltern hätten einen netten Schwiegersohn und süße Enkel verdient, aber ich kann sie ihnen nicht geben. Ich fühle mich in dieser Hinsicht unglaublich nutzlos.
Ich weiß, gemessen an den Schicksalen, die ich hier schon gelesen habe, ist das alles super lächerlich. Aber all das hat mich hierher geführt. Ich komme mit dieser Leistungsgesellschaft nicht klar. Ich schaffe es nicht mehr zu lächeln und zu nicken, wenn mich jemand für dumm verkauft. Ich kann nicht mehr „funktionieren“. Momentan befinde ich mich wieder ganz weit unten, die Dämonen sind so laut und wild wie lange nicht. Dabei steht doch die Prüfungsphase bevor und ich muss bestehen. Der Druck fühlt sich so intensiv an, dass ich wieder angefangen habe mich selbst zu verletzen. Ich will das ja alles! Oder? Oder was will ich eigentlich? Meine Ruhe vor mir selbst, wäre ja schon mal nicht schlecht gerade.
Gott, hat das gut getan das hier aufzuschreiben. Danke.